Die Patios in der Altstadt Palma de Mallorcas

Mallorcas Hauptstadt wartet mit vielen beeindruckenden Sehenswürdigkeiten auf, darunter die Kathedrale La Seu, der Almudaina-Palast, die Festung Bellver oder die alte Seehandelsbörse. Im malerischen Gassenlabyrinth der historischen Altstadt gibt es jedoch viele weitere architektonische Schätze zu entdecken. Noch relativ unbekannt sind die idyllischen Innenhöfe, im Spanischen Patios genannt, die sich hinter den hohen Mauern der alten Stadtpaläste verbergen. Die Geschichte der Herrenhäuser und ihrer Patios

Erste Herrenhäuser wurden in Palma de Mallorca bereits in der Römerzeit errichtet, ihre Blütezeit erlangten sie jedoch erst im 13. Jahrhundert, ehe sie im 16., 17. und 18. Jahrhundert mehrere Renovierungen und Umgestaltungen erfuhren. Neben der Gotik dominieren besonders Baustile der Renaissance und des Barock. Ein typischer mallorquinischer Stadtpalast hat in der Regel drei Ebenen: Während das Untergeschoss meist als Lager und Büro diente und im Dachgeschoss die Dienerschaft untergebracht war, bewohnte der Hausherr, ein Adelsmann, ein reicher Bürger oder ein wohlhabender Händler, mit seiner Familie die erste Etage.

Der Patio eines Stadtpalastes hatte einerseits repräsentativen Charakter, indem er einen halböffentlichen Raum bildete. Zum Inventar eines typischen Patios gehören etwa Arkadien und Galerien, geschmückt von Säulen, Halbbögen und schmiedeeisernen Geländern, sowie eine große Treppe, die zu den Wohnräumen des Hausherren hinaufführte. Ein Brunnen, ein kleines Bassin oder zumindest eine Zisterne sowie Bänke, Amphoren, Blumenkübel und Palmen waren ebenfalls wichtige Elemente eines Patios, da erst sie ihn in eine idyllische Ruheoase verwandelten. Als solche stand der Patio Gästen, Nachbarn und Fremden gleichermaßen offen und lud sie zum Plaudern und Ausruhen ein. Denn die hohen Mauern, die den Patio umgeben, sorgen für eine erfrischende Kühle und dienen als Schutz vor der heißen Sonne des Südens, aber auch vor Piraten. Schließlich wurden früher zuweilen auch Tiere hier gehalten und Pferde von Gästen untergestellt.

Wissenswertes für die Besichtigung der Patios

Heute sind rund 150 Patios in der Altstadt von Palma de Mallorca erhalten, davon sind heute über 50 zugänglich. Nicht alle Adels- und Bürgerhäuser befinden sich heute noch in Privatbesitz. Denn viele der seit Generationen hier lebenden Familien mussten ihre Anwesen verkaufen. Da diese nicht unter Denkmalschutz stehen, gelangten leider viele Stücke der Innenhhof-Einrichtungen gegen Bares ins Ausland.

Erst in den letzten Jahren erkannte die Stadt den touristischen Wert der Patios und kaufte einige der Adelshäuser, um in ihnen öffentliche Einrichtungen wie z.B. Museen und Krankenhäuser unterzubringen. Andere Investoren wandelten die Adelspaläste in Hotels um. In diesen Fällen sind die Patios öffentlich zugänglich. Andere Eigentümer dagegen erlauben Neugierigen nur in den Vormittags- und späten Nachmittagsstunden einen Blick in ihren Patio zu werfen, während dieser zur Siesta von 12 bis 16 Uhr geschlossen bleibt. Wieder andere Privateigentümer erlauben Besuchern lediglich zu den Sonderführungen an Frohenleichnam (in diesem Jahr am 19. Juni 2014) den Zutritt, darunter die besonders schönen Can Sureda und Can Oleza. In der übrigen Zeit gewähren hie und da schmiedereisernen Pforten einen Blick in das verborgene Schmuckstück.

Sehenswert sind vor allem das Can Berga, welches den obersten Gerichtshof beherbergt und sich durch den größten Patio Palmas samt imposanter Freitreppe auszeichnet, sowie die Ca la Gran Cristina, dem Sitz des Mallorca Museums. Der Marquès del Palmer zeigt einen Patio im Stile der Renaissance, wogegen der Innenhof des Can Catlar del Llorer ein bestechendes Beispiel für die architektonischen Besonderheiten der Gotik ist. Während im Innenhof von Can Lladó noch mittelalterliche Baudetails sichtbar sind und der Patio von Can Pásquela Architekturmerkmale des Barock, der Neogotik und des 19. Jahrhunderts vereint, sticht der Can Marquès mit Stilelementen des Modernisme heraus.

Führungen, Übersichtskarte und Beschreibungen zu den Patios finden

Wer nicht nur staunen, sondern auch mehr über die Architektur und Geschichte der Patios von Palma de Mallorca erfahren will, der nimmt am besten an einer deutschsprachigen Führung teil. Solche bietet u.a. MallorcaRutes.es von Januar bis zum 30. September 2014 an. Die Führungen starten von Dienstag bis Freitag jeweils 10 Uhr und 12 Uhr am Típika-Laden (Calle Morei 7, 07001 Palma) und dauern rund zweieinhalb Stunden. Aktuelle Informationen und Hinweise hierzu finden Sie unter: http://www.mallorcarutes.es/de/

Auch im Fremdenverkehrsamt von Palma de Mallorca können Führungen erfragt werden. Eine Übersichtskarte samt Kurzbeschreibungen zu allen 57 Patios von Palma de Mallorca stellt die Stadt auf ihrer offiziellen Webseite unter http://pmi.palmademallorca.es/patis_palma/cat/cat_cone_patis_index.htm zur Verfügung. Siehe dazu auch: http://palmavirtual.palmademallorca.es/portal/PALMA/turismo/contenedor1.jsp?seccion=s_lloc_d10_v1.jsp&codbusqueda=212&language=de&codResi=1&codMenuPN=851&codMenu=164&layout=contenedor1.jsp&layout=contenedor1.jsp

Bildquelle: Flickr.com – sri_the_quack, A Mallorquin patio, CC BY-SA 2.0

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